Februar/März 2025 – an alle Interessierten
Wir sind Studierende und ehemalige Studierende zwischen 19 und 31 Jahren, die Psychologie, Umweltwissenschaften oder Lehramt studieren. Viele von uns bereiten sich darauf vor, evangelische Religionslehrer:innen zu werden.
Die ESG Landau ist uns wichtig. Durch die ESG haben wir Kontakt zur Kirche, welchen wir sonst an unserem Studienort nicht oder kaum hätten.
Wir wünschen uns, dass unsere Stimme im Sparprozess gehört wird. Wir befürworten ausdrücklich, dass auch die Stimmen anderer betroffener Bereiche des Priorisierungsprozesses gehört werden.
Am 22. Januar 25 haben uns Oberkirchenrat Dr. Claus Müller und seine Referentin Anne Henning in der Ev. Studierendengemeinde Landau besucht. Wir sind ihnen dankbar für ihre Bereitschaft, sich beim ESG-Treffen unsere Standpunkte anzuhören und uns in die Problematik des Priorisierungsprozesses einzuführen.
Dr. Müller hat uns vorgestellt, welche Folgen der aktuelle Priorisierungsprozess der Kirche für die ESG Landau haben soll:
Für die ganze Landeskirche soll es nur noch eine einzige Studierendenpfarrstelle geben. Alle ESG-Räume sollen geschlossen werden.
Wir möchten mit diesem Statement darlegen, warum diese Einsparungen für die ESG Landau nicht tragfähig wären.
Laut dem Priorisierungsprozess soll es statt des jetzigen 150% Stellenumfangs, der sich auf die Studierendenpfarrerinnen Dr. Anja Lebkücher für Landau (50%) und Britta Geburek-Haag für Kaiserslautern und Homburg (100%) aufteilt, nur noch eine einzige 100%-Stelle geben.
Zudem sollen die frisch renovierten ESG-Räume in Landau, die erst 2023 bezogen wurden, gekündigt werden.
Die geplante Stellenkürzung würde möglicherweise so aussehen, dass ein:e ESG-Pfarrer:in gewissermaßen als Springer:in eingesetzt würde, um die verschiedenen Universitätsstandorte im Bereich der Pfälzischen Landeskirche (Kaiserslautern, Homburg, Zweibrücken, Ludwigshafen, Speyer, Neustadt, Germersheim und Landau) bedienen zu können.
In der Konsequenz müsste das Angebot am jeweiligen Standort massiv eingeschränkt werden.
Glaube lebt von und in Gemeinschaft. Wir Studierenden finden diese Gemeinschaft in der ESG! Die ESG schafft einen auf uns abgestimmten Willkommensraum. Wir bekommen die Möglichkeit zu religiösem Kontakt mit Gleichaltrigen. Das können normale Kirchengemeinden nicht leisten. Viele Studierende, die ihren Heimatort und oftmals auch die Heimatgemeinde verlassen haben, suchen und finden keinen Anschluss in Kirchengemeinden im neuen Studienort. Durch regelmäßig stattfindende ESG-Abende können viele tragfähige Beziehungen und Kontakte entstehen, die bis lange nach dem Studium erhalten bleiben. Die Angebote werden nicht nur von christlichen Studierenden wahrgenommen — viele Studierende kommen durch die ESG erstmals überhaupt mit Kirche in Kontakt und lernen diese Institution als sinnstiftend kennen.
Landau ist der einzige Uni-Standort im Raum der Pfälzischen Landeskirche, wo Lehrkräfte für Evangelische Religionslehre ausgebildet werden. Laut der aktuellen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung von 2023 stellt der Religionsunterricht die Kontaktmöglichkeit für Schüler:innen mit Religion und Kirche schlechthin dar. Dafür muss auch den angehenden Religionslehrkräften die Möglichkeit gegeben werden, ihre Religiosität im kirchlichen Raum zu entdecken und auszuleben. Sonst verlieren sie ihren Bezug zur Kirche, den sie an ihre Schüler:innen weitergeben könnten.
Die ESG nimmt auch eine wichtige Vermittlerfunktion zwischen dem Theologiestudium und der Landeskirche wahr. Einige angehende Religionslehrkräfte haben sich sogar für eine Taufe im ESG-Setting entschieden. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen ESG und der Fachschaft Ev. Theologie haben alle künftigen Religionslehrkräfte während ihres Studiums in Landau Kontakt zur Evangelischen Kirche der Pfalz. In den letzten 5 Jahren waren das über 300 Personen.
Die ESG-Räumlichkeiten in den Uferschen Höfen in Landau wurden vom Vermieter auf die kirchlichen Bedürfnisse abgestimmt und sind somit optimal für alle ESG-Veranstaltungen nutzbar. Gemeinschaft entsteht, wenn es einen Ankerpunkt gibt. Dieser Anker ist für uns nicht nur in entscheidendem Maß Anja Lebkücher, sondern auch die Uferschen Höfe, in die die ESG 2023 gezogen ist. Alternative, bezahlbare Räume in erreichbarer Lage stehen in Landau nicht ohne Weiteres zur Verfügung; nach Auskunft der Stiftskirchengemeinde (der einzigen Kirchengemeinde in der Kernstadt) kann deren Gemeindehaus nicht genutzt werden, da es ausgelastet ist.
Die Räumlichkeiten in den Uferschen Höfen bieten nicht nur passende Bedingungen für die ESG-Abende, sondern sind auch Zuhause für acht Studierende, die die Gestalt und das Programm der ESG maßgeblich mittragen. Durch die Mieteinnahmen werden die ESG-Räume, die für Veranstaltungen und Seelsorge gebraucht werden, teilweise refinanziert. Vor diesem Hintergrund profitieren beide Seiten: Die Studierenden wohnen bezahlbar und bringen sich aktiv ins Leben der ESG ein. Ihr Wirken in der ESG strahlt nach außen und zieht neue Studierende an.
Ohne eine feste, verbindliche Vertrauensperson, die für die ESG steht, die sie mit Leben füllt und dabei stets an der Schnittstelle zwischen den Studierenden, der Kirche und der Universität agiert, existiert die ESG nicht. Für uns ist es wichtig, eine:n ESG-Pfarrer:in vor Ort in Landau zu haben. Das angedachte Springer-Modell halten wir für ungeeignet. Die feste Ansprechperson im ESG-Alltag und auch in der ESG-Seelsorge würde wegfallen. Ehrenamtliche allein können diese Verantwortung nicht tragen. Eine Stellenkürzung in diesem Ausmaß würde unweigerlich dazu führen, dass die kirchliche Arbeit in der ESG abbricht und die Kirche weiter Mitglieder verliert, weil sie die Chance verpasst, jene in den Blick zu nehmen, die die Zukunft der Kirche sein werden: uns und unsere Bedürfnisse als junge Erwachsene.
Wir hoffen, unsere Perspektive nachvollziehbar dargestellt zu haben.
Worauf wir außerdem hinweisen möchten: Die Einsparungsmöglichkeiten im Bereich der ESG sind gering. Wenn Pfarrstellen in den ESGn wegfallen, werden die Pfarrerinnen anderswo in der Kirche eingesetzt; ihr Gehalt würde nicht eingespart. Wie wenig die Schließung der ESG-Räume einsparen würde, können Sie sich unter diesem Link und im Anhang zu diesem Statement ansehen.
Wir möchten Ihnen eine Frage mit auf den Weg geben: Lohnen sich die vergleichsweise sehr geringen Einsparungen, wenn wir dafür so viel verlieren?
Uns ist bewusst, dass kein Weg an Einsparungsmaßnahmen innerhalb der Evangelischen Kirche der Pfalz vorbeiführt, um auf lange Sicht weiter handlungsfähig zu bleiben – auch angesichts sinkender Kirchenmitgliedszahlen und weiterer Entwicklungen im Kontext der Säkularisierung.
Um unsere ESG Landau erhalten zu können, möchten wir auch unseren Beitrag leisten. Wir sind dabei, uns über Fundraising-Möglichkeiten zu informieren. Zum Beispiel können wir uns vorstellen, einen Förderverein zu gründen. Gleichzeitig sehen wir die Landeskirche weiterhin in der Verantwortung.
Junge Menschen wie wir sind die Zukunft der Kirche! Wir glauben, dass sich Investitionen in junge Menschen für die Kirche lohnen. Denn: Wenn junge Menschen in der Kirche bleiben, trägt ihr persönliches Engagement und ihre Kirchensteuer künftig zum Erhalt weiterer wichtiger Arbeitsfelder im kirchlichen Bereich bei.
Uns ist wichtig, in einem Prozess, der uns als Zukunft der Kirche in besonderem Maße betrifft, Gehör zu finden.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Perspektive zu sehen!
ESG-Landau
Andrea Altuzarra, 29 (Studentin, Ecotoxicology)
Simon Anders, 22 (Student, Sport und Germanistik)
Jasmin Burkhardt, 31 (ehemalige Studentin, Ev. Theologie und Mathematik)
Karol Berajano Castano, 28 (Studentin, Environmental Science)
Clara Fitzpatrick, 20 (Studentin, Anglistik und Germanistik)
Julia Gehring, 27 (Studentin, Psychologie)
Laura Umana Gomez, 26 (Studentin, Ecotoxicology)
Lennard Holzke, 24 (Stud., Ev. Theol. u Germanistik; als Stellvertreter für die SMD Landau)
Anja Lebkücher (Studierendenpfarrerin; beratende Mitarbeit)
Markus Kowsik, 20 (Student, Ev. Theologie und Politikwissenschaft)
Hendrik Kremer, 19 (Student, Kath. Theologie und Germanistik; KHG)
Johanna Malter, 20 (Studentin, Mensch und Umwelt)
Jana Meyer zu Hörste, 24 (Studentin, Umweltwissenschaften)
Stephan Müseler (Student, Kath. Theologie und Geographie; KHG)
Kathrin Nicolay, 27 (Doktorandin, Bildungswissenschaften)
Lena-Maria Satzel, 24 (Studentin, Ev. Theologie und Sozialkunde)
Lena Schäffler, 22 (Studentin, Ev. Theologie und Sozialkunde)
Paula Schlund, 21 (Studentin, Psychologie)
Eveline Schmidt, 25 (Studentin, Ev. Theologie und Germanistik)
Tamara Sperling, 24 (Studentin, Ev. Theologie und Deutsch)
Emilie Upmeier, 20 (Studentin, Ev. Theologie und Germanistik)
Katharina Wendt, 26 (Studentin, Ev. Theologie und Mathematik)
Daniela Zahneisen, 26 (Doktorandin, Ev. Theologie)
Was kostet eigentlich die ESG? Das könnt Ihr unter diesem Link sehen.
Foto © Pixabay: Wokandapix